10. September 2023
Exkursion zum Hochmoor von Rothenthurm – und Spurenfund ins Bachsertal
Das Abenteuer begann für die dreizehn Teilnehmenden des NV Bachsertal noch mit Blicken aus schläfrigen Gesichtern. Die Fahrt verlief dank den grossen Qualitäten von Chauffeur Florian problemlos, und spätestens erwachten alle nach Kaffee und Gipfeli bei der Ankunft im «Distel».
Unser Exkursionsleiter Albert Marty-Gisler begrüsste uns im Hochmoor Rothenthurm - sein Wissen über die Hoch- und Flachmoore begeisterte sofort – und scheint grenzenlos zu sein! Geschichtliches: Die noch verbliebenen Moore der Schweiz sind seit Annahme der «Rothenthurm- Initiative» am Samichlaustag 1987 unter Schutz gestellt. Rothenthurm ist das grösste noch zusammenhängende Hochmoor der Schweiz. Zu den Verbindungen der Initiative zum Bachsertal und zum hochemotionalen und aufwühlenden Abstimmungskampf und den Folgen wusste Robert Rey zu berichten, der auch aktiv beim Zustandekommen und im Abstimmungskampf gewesen ist: Sehr aktiv und entscheidend im Initiativkomitee war der Bachser Dr. Arnold Müller, damaliger Direktor des Tierspital Zürich, der als «Vater der Rothenthurm-Initiative gilt». Ebenso aktiv war auch Roland Wiederkehr, Leiter und erster Geschäftsführer des WWF Schweiz, der familiär mit dem Bachsertal verbunden ist. Für die Moore im Bachsertal – das Wöllimoos in Bachs und das Riet in Fisibach – kam die Initiative allerdings zu spät – im Zug der Meliorationen blieben davon meist nur noch die Flur-Namen. Zur Geologie und damit verbunden zur Entstehung der Moore konnte uns Albert sehr bildhaft von den Faktoren Landschaft, Wasser und darauf spezialisierten Pflanzengesellschaften erklären. Sich vorzustellen, dass hier vor tausenden von Jahren die Gletscher die Gegend formten, war für einige sehr erstaunlich. Bei näherem Betrachten sind noch viele Landschaftselemente zu erkennen vom Wachsen und dem Rückzug der Gletscher und deren Gestaltung der Landschaft. Torf wurde im 18. & 19. Jahrhundert abgebaut und als Brennstoff genutzt. Aktuell gibt es Diskussionsbedarf um die Situation mit gedüngten und bewirtschafteten Flächen im Moor. Eindrücklich ist auch die Mächtigkeit des Moorbodens, wo nicht Torf gestochen worden war: Ein 4 Meter langes Rohr konnte ohne grossen Kraftaufwand vertikal fast vollständig in den Moorboden gesteckt werden. Alberts Wissen über die Pflanzenwelt und all die Zusammenhänge ist faszinierend. Viele tolle
Pflanzen wie das Pfeifengras, das Sumpfherzblatt (parnassia palustris, auch Studentenröschen genannt) und den Augentrost (euphrasia nemorosa) konnten wir genau unter die Lupe nehmen. Aber auch Geschichten zu Anwendungen über "gewöhnlichere" Pflanzen wie das Johanniskraut (hypericum perforatum) oder den Spitzwegerich als Heilkraut und als Nahrungsmittel haben uns staunen lassen.
Als weiteres Highlight durften wir bei der Beringung von Vögeln den Beringerinnen von Birdlife Schwyz über die Schultern schauen. Wir hatten grosses Glück und konnten einen Mäusebussard, eine junge Bachstelze, den seltenen Neuntöter und den noch selteneren Feldschwirl bestaunen!
Der Rückweg führte entlang der Biber, dem kleinen Fluss, der sich noch meist sanft durch das Moor schlängeln darf. Der malerische Anblick dieser romantischen Kulisse wurde dann noch mit dem Vorbeihuschen eines Eisvogels getoppt! Erfüllt von wunderbaren Beobachtungen und den grossartigen Hinweisen unseres Exkursionsleiters war Zeit für Abschied – in doppeltem Sinn: Nach gut 30 Jahren mit vielen hundert Exkursionen und tausenden Besuchenden hatten wir vom NV Bachsertal die grosse Ehre, die letzte Gruppe auf Exkursion mit Albert Marty-Gisler sein zu dürfen. Wir hoffen und wünschen, dass sich für den Erhalt seines unschätzbaren Wissens doch noch eine Nachfolge finden wird, damit auch zukünftige Generationen die Erkenntnisse und Erfahrungen des «Mister Moorevent» erfahren dürfen.
Eine atemberaubende Aussicht über die tolle Hügellandschaft vom Sihlsee bis hin zum Pfäffikersee, strahlende Sonne, feines Essen in der Körnlisegg und prima Stimmung rundeten den Ausflug ab. Müde und verschwitzt, aber erfüllt und zufrieden kehrten wir ins Bachsertal zurück und verabschiedeten uns mit einem grossen Dankeschön an die Organisatoren Bernadette und Florian - dafür, sie sich auch so gut um Alle gekümmert haben.